Albrecht Rothacher

Okinawa

Die letzte Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Vorgeschichte, Verlauf und Folgen

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ISBN / EAN: 9783862051328
Das unabhängige Königreich der Ryukyu wurde 1879 von Japan annektiert und blieb bis 1944 eine unterentwickelte Randprovinz. Im Zuge der amerikanischen Siege im Süd- und Mittelpazifik gewann Okinawa jedoch im Verlauf des Zweiten Weltkriegs für die beabsichtigte Invasion Kyushus eine fatale strategische Bedeutung. Vor allem auf dem Südteil der Hauptinsel, dem Zentrum der Bevölkerung und der okinawaischen Kultur, wurden von der Armee und zwangsverpflichteten Zivilisten komplexe Verteidigungsstellungen gegraben. Nach der Landung der amerikanischen Truppen am 1. April 1945 lief sich dort der US-Angriff bald an den schwer befestigten Bergriegeln fest. Mit den Waffen des Zweiten Weltkriegs (Bomben, Raketen, Schiffsartillerie, Phosphorgranaten und Flammenwerfern) wurde ein asymmetrischer Grabenkrieg wie im Ersten Weltkrieg mit großer Härte und hohen Opfern ausgefochten.
In den Gewässern vor Okinawa setzte die japanische Marine ihr ganzes Arsenal von Selbstmordwaffen ein: Sprengstoffgefüllte Sturmboote, Ein-Mann-Torpedos, Oka-Flugbomben, die Kamikaze und das Schlachtschiff Yamato.
Mit dem Rückzug der Japaner von der Hauptkampflinie nördlich von Naha und Shuri Anfang Juni 1945 in die Berge und Höhlen der Südküste zerbrach bald der organisierte Widerstand. Die letzten Wochen bestanden aus sinnlosen Massakern an Zivilisten und versprengten Soldaten. Kriegsverbrechen wurden von beiden Seiten in großer Zahl verübt. Hauptopfer waren Zivilisten, japanische Kriegsgefangene und Verwundete.
Nach der Einstellung der Kämpfe am 24. Juni war der Süden Okinawas, einschließlich Naha und der Königsstadt Shuri, völlig verwüstet. 140.000 Zivilisten waren getötet – ein Drittel der verbliebenen Inselbevölkerung –, 90.000 japanische und 7000 amerikanische Soldaten gefallen. Das Erbe der Ryukyu-Kultur – Tempel, Burgen, Brücken, Gärten, Kunstschätze, Archive – war zerbombt, verbrannt oder geplündert. Die überlebende Bevölkerung wurde in Internierungslager gesperrt. Bis 1972 blieb Okinawa eine vernachlässigte US-Militärkolonie. Doch auch nach der Rückgabe an Japan sind die besten Teile der Insel weiter US-Militärbasen. Aus Tokyoter Sicht werden die Okinawaer für die Tatsache, dass sie die meisten US-Stützpunkte in Japan beherbergen, durch den Subventionsstrom für mehr oder minder sinnhafte Bauprojekte entschädigt, eine etwas einseitige Sicht der Dinge, die die Inselbevölkerung seither in zwei Lager spaltet.


306 S., Pb.
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