Wie erlebten die Zeitgenossen den Holocaust? Was konnten sie wissen, sehen, hören? Klemperers Tagebuch beantwortet solche Fragen, die von jeder Generation neu gestellt werden. Er, der als Jude geborene, zwangsemeritierte Professor, löste mit seinen täglichen Notizen, deren Entdeckungen den sicheren Tod bedeutet hätte, eine selbstgesetzte Chronistenpflicht ein: Er wollte der Geschichtsschreiber der Katastrophe sein und Zeugnis ablegen für die Zeit danach. Tag für Tag hielt er im "Judenhaus" fest, was er beobachtete und erlebte: den täglichen Terror mit Razzien, ständig neuen Verboten und Schikanen, gelegentlich auch Gesten der Solidarität von Unbekannten, und er schrieb auf, was ihm zugetragen wurde: Gerüchte, politische Witze, Berichte von Frontsoldaten. Sein minutiöser Bericht ist ein einmaliges Dokument über den Alltag der Judenverfolgung - mitten in einer deutschen Großstadt.
297 S., Pb.
»Brüche, Widersprüchlichkeiten, Gedankensprünge... Aber gerade das gibt den Aufzeichnungen ihre Qualität, Wahrhaftigkeit.«