Gottfried Benn und seine Zeit
Helmut Lethen schildert Benns Auseinandersetzung mit der Wissenschaft, Literatur und Politik seiner Epoche, mit Zeitgenossen wie Carl Schmitt, Ernst Jünger und Carl Einstein. Dabei lässt er eine Welt lebendig werden, die ebenso faszinierend wie befremdlich wirkt - und liefert einen Schlüssel für die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts.
320 S., Abb., geb.
Ich bin kein Menschenfeind. Aber wenn Sie mich besuchen wollen, bitte kommen Sie pünktlich und bleiben Sie nicht zu lange." Zeit seines Lebens hat Gottfried Benn sich als unnahbar dargestellt. Seine "Morgue"-Gedichte machten ihn zum Shooting-Star des Expressionismus. Während des Ersten Weltkriegs entwickelte er in der verachteten Etappe einen schulbildenden Stil. Später bekannte sich der Modernist, der politisches Engagement in der Literatur als unkünstlerisch ablehnte, für kurze Zeit zum Staate Hitlers. Nach 1947 schließlich wurde er zum Übervater der Nachkriegsliteratur.Der große Einsame, der, den Zeitläuften entrückt, allein der Dichtung lebt - das ist Benn bis heute für seine Verehrer wie für seine Kritiker geblieben. "Der Sound der Väter" rückt dieses einseitige Bild zurecht. So schmal Benns Werk ist, so vielfältig sind die Bezüge, in denen es steht. Helmut Lethen macht sie sichtbar. Er schildert u.a. das Verhältnis zu Carl Einstein, Paul Hindemith und Ernst Jünger, Benns Beschäftigung mit der Politik, Literatur und Wissenschaft seiner Zeit, seine Auseinandersetzung mit Carl Schmitt und Alfred Döblin. Dabei wird eine Welt lebendig, die ebenso faszinierend wie befremdlich wirkt - und einen Schlüssel für die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts liefert.