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Andreas Bödecker / Helga Tödt

Spione, Erfinder, Unternehmer

Preußens Industrialisierung in Lebensbildern

Preußens Industrialisierung in Lebensbildern

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ISBN / EAN: 9783898092111
Ein Spion aus Neuruppin, eine Berliner Erfinderin, die von ihrem Ehemann erstochen wurde: An Hand der Biographien von achtzehn, teils berühmten, teils weniger bekannten Männern und Frauen macht dieses Buch die Zeit der Industrialisierung anschaulich.
Viele technische Errungenschaften, die heute zu unserem Alltag gehören, wurden in dieser Epoche erfunden, die mit dem Ersten Weltkrieg endete: Eisenbahn, elektrische Straßenbahnen und Straßenbeleuchtung, Strom in den Häusern, künstliche Farbstoffe und Lacke, Automobile, luftgefüllte Gummireifen, Kunstdünger, Aspirin, Telefon, U-Bahn, Flugzeuge, elektrische Waschmaschinen, das Wasserklosett, die Kleinbildkamera.Mit über 200 zum Großteil farbige Abbildungen.

640 S., geb.
Andreas Bödecker, geboren 1958, war nach dem Studium in Freiburg und Stanford und anschließender Promotion 25 Jahre lang Mitglied der Geschäftsleitung einer Privatbank in Berlin. Zurzeit arbeitet er als Rechtsanwalt und Verwalter mehrerer Stiftungen. Seit 2013 leitet er das Brandenburg-Preußen Museum.Helga Tödt, geboren 1946 in Braunschweig, arbeitete nach dem Medizinstudium und der Promotion an der FU Berlin in verschiedenen Funktionen als Fachärztin und Amtsärztin im öffentlichen Gesundheitsdienst. Helga Tödt hat bereits mehrere historische Biographien veröffentlicht.
schreibt
Ein fantastisches Buch! Es läßt eine wichtige, wenn nicht gar *die* wichtigste, deutsche Epoche der Neuzeit lebendig werden.

Unterhaltsam, gleichzeitig lehrreich, nüchtern aber nicht trocken geschrieben, beschreibt das Werk anhand der Geschichte von Personen, deren Namen man größtenteils auch heute noch kennt, den schier unglaublichen Aufstieg Preußens bzw. Deutschlands vom rückständigen Agrarland des 18. Jahrhunderts zum führenden Industrieland Europas des Jahres 1914.

Ein einführender Abriß gibt die grobe Linie über die gesamte behandelte Zeitspanne vor, bevor in Unterabschnitten detailliertere Einführungen gegeben werden, die anschließend mit der Geschichte einzelner Persönlichkeiten anschaulich unterlegt werden. Diese Methode führt zwar zwangsläufig zu Wiederholungen, was aber gewollt sein dürfte und den wohl beabsichtigten Lerneffekt nicht verfehlt. Bödeckers Texten ist der juristische und wirtschaftliche Hintergrund des Autors anzumerken, wenn er bedeutende Zusammenhänge zwischen praktischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Entwicklung herstellt, ohne dabei auch nur ansatzweise belehrend zu wirken. Ein wahrer Genuß. Auch Tödts Texte sind durchweg angenehm zu lesen und zeigen ihre umfassende Kenntnis der damaligen sozialen Verhältnisse. Allen Kapiteln ist gemeinsam, daß sie neben gesellschaftsgeschichtlichen Fakten auch die wesentlichen naturwissenschaftlichen Errungenschaften der Zeit für den interessierten Laien verständlich darstellen.

Auf diesem Niveau und bei der Fülle der Details, die beide Autoren zu verarbeiten hatten, sind kleine sachliche Fehler vernachlässigenswert (etwa, daß Kaulsdorf im Nordosten statt Osten bis Südosten Berlins läge). Allenfalls die heutzutage wohl obligatorische Political Correctness stört an wenigen Stellen, wenn vereinzelt von "Sklaven und Sklavinnen" oder "Arbeitern und Arbeiterinnen" die Rede ist, ohne daß die Betonung der weiblichen Form einen inhaltlichen Erkenntnisgewinn brächte. Dankenswerterweise tut dies dem grandiosen Gesamteindruck letztlich jedoch keinen Abbruch.

Das Buch eignet sich nicht zuletzt durch die angemessene Länge der einzelnen Abschnitte hervorragend auch für junge Leser (etwa der 8. Klasse) als lebendiges Anschauungsmaterial für eine Epoche, die für unser aller heutiges Leben die Grundlage schuf - und aus ideologischer Verblendung im Unterricht viel zu kurz kommt.