Kaum jemand hat die subtile Gewalt, die im real existierenden Sozialismus herrschte, so eindrücklich beschrieben wie der DDR-Bürgerrechtler und Sozialpsychologe Jürgen Fuchs. Basierend auf den Erlebnissen des Schriftstellers während seiner Gefangenschaft in der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR in Berlin-Hohenschönhausen 1976/77, sind seine „Vernehmungsprotokolle“ ein einzigartiges dichterisches Werk und ein zeithistorisches Dokument zugleich. Schonungslos dekouvriert der damals 26-jährige Autor den menschenverachtenden Umgang der DDR-Diktatur mit ihren Gegnern.
Fuchs vermerkte über viele Monate hinweg im Gedächtnis und auf kleinen Zetteln die zermürbenden Verhörmethoden und unmenschlichen Haftbedingungen, denen er ausgesetzt war. Im Herbst 1977 erschienen seine „Vernehmungsprotokolle“ zunächst unter dem Titel „Du sollst zerbrechen“ als „Spiegel“-Serie, anschließend überarbeitete und ergänzte der Autor seine Erinnerungen für die erste Buchausgabe, die 1978 bei Rowohlt erschien.
Anlässlich des Todestages des Schriftstellers, der sich am 9. Mai 2009 zum zehnten Mal jährt, bringt der Jaron Verlag eine hochwertige Sonderedition der „Vernehmungsprotokolle“ heraus. Das Werk wurde von dem Fotografen Tim Deussen einfühlsam ins Bildliche übertragen. Der bekannte Historiker Hubertus Knabe, der die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit zum „Untersuchungsvorgang“ Fuchs gesichtet hat, zeigt in seinem Nachwort eindrucksvoll auf, wie präzise die Erinnerungen des Schriftstellers sind und dass „sich Fuchs selbst in monatelanger Haft nicht dazu bewegen [ließ], Freunde und Mitstreiter zu verraten“.
175 S., Abb., Pb.
