Stefan Scheil

Transatlantische Wechselwirkungen

Der Elitenwechsel in Deutschland nach 1945

Titel kurzfristig lieferbar Artikelnummer: 91531
ISBN / EAN: 9783428135721
Der Elitenwechsel in Deutschland nach 1945

Die Bonner Republik war seit ihrer Gründung ein unverzichtbarer Bündnispartner der westlichen Siegermächte. Gleichwohl blieb sie das Objekt von Maßnahmen, mit denen die ehemaligen Kriegsgegner auf gesellschaftspolitischer, psychologischer und ideologischer Ebene ihre Intentionen weiterverfolgten.
Die avisierte „Heilung der Nation“ mußte unter diesen Umständen scheitern, sie war auch gar nicht beabsichtigt.
Dieses kluge Buch bestätigt den Ruf Stefan Scheils als Zeithistoriker, der den Dingen tiefer als die anderen auf den Grund geht. Die Beklemmung, die die Lektüre hinterläßt, liegt am behandelten Stoff .

275 S., Pb.
Stefan Scheil geht in »Transatlantische Wechselwirkungen« der Frage nach, inwieweit die nach 1945 und noch einmal nach 1960 eingetretenen Veränderungen der deutschen Schul- und Hochschullandschaft auf die Kontakte zurückzuführen sind, die im Rahmen von transatlantischen Personen-, Wissens- und Methodentransfers entstanden. Zugleich behält er die stete außenpolitische Spannung mit im Blickfeld, unter der sich das deutsche Bildungssystem entwickeln mußte. Die vor allem von den Vereinigten Staaten ausgehenden Maßnahmen zur Bildung einer neuen, auf die intellektuelle wie wirtschaftliche Westbindung Deutschlands ausgerichteten Elite, setzten die deutschen Hochschulen als wesentliches Instrument zur Prägung dieser neuen Elite ein.

Eine entscheidende Rolle wiesen die Besatzungsbehörden dabei der Etablierung neuer ideologischer Leitwissenschaften an den deutschen Universitäten zu. Dazu gehörte die neu definierte Soziologie und besonders die neugeschaffene Politikwissenschaft inklusive der Zeitgeschichte. Beide Fachkomplexe sollten einen Einfluß auf alle Studiengänge entwickeln, ganz besonders aber auf die Ausbildung von Schul- und Hochschullehrern. Ergänzt und überlagert wurden diese Absichten von den neugeschaffenen Reise- und Austauschprogrammen, die einer größeren Anzahl von vielversprechenden Personen aus wichtigen Berufen und Fachrichtungen im Rahmen von Studienaufenthalten in den Vereinigten Staaten ein westlich geprägtes, gemeinsames Elitenbewußtsein vermitteln sollten.

Scheil vertritt die These, daß der bundesdeutsche Demokratiebegriff unter dem Einfluß dieser Vorgänge eine Doppelbedeutung erhielt. Der Respekt vor formalen Kriterien demokratischer Entscheidungsfindung sei durch den politischen Willen ergänzt worden, unter Demokratiebewußtsein die prinzipielle Akzeptanz politischer Maßnahmen der alliierten Nachkriegsordnung zu verstehen. Dazu zählten auch Maßnahmen, die im Widerspruch zum formalen Demokratiebegriff und seiner Anbindung an Menschen- und Völkerrecht standen.
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