Die Neuauflage der Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung versucht, ein pauschales Urteil über die deutsche Armee des Zweiten Weltkriegs zu fällen und publikumswirksam zu vermitteln. Sie ist dabei ebenso wie die Vorgängerausstellung bewußt darauf ausgerichtet, ein breites und insbesondere junges Publikum zu erreichen. Dies geschieht nicht mit der gebotenen Verantwortung gegenüber historischen Laien, da das Material weiterhin einseitig ausgewählt ist, zahlreiche Detailfehler und umstrittene Fachurteile enthält, polemisiert und in sehr vielen Fällen von der Sache her überhaupt nicht geeignet ist, die These der Ausstellung zu stützen. Häufig widerspricht sogar das in der Ausstellung präsentierte Dokumentenmaterial den vorher formulierten Kommentaren des Ausstellungstextes. Statt einer argumentativen Auseinandersetzung sollen beim Besucher Assoziationen geweckt und Stimmungen erzeugt werden. Erneut wird zudem an fast allen Stellen die Brutalität stalinistischer Kriegsführung gegen die Wehrmacht und die sowjetische Zivilbevölkerung ausgeblendet, die den zentralen Grund dafür bildete, warum der Krieg in Rußland so anders verlief als die militärischen Auseinandersetzungen im übrigen Europa und von der NS-Führung auch von vornherein anders geplant wurde. Die von der Ausstellung behauptete Identität zwischen den Zielen, Methoden und Interessen der Wehrmacht und der NS-Führung hat es nicht gegeben. Das ist eine alte Erkenntnis, die von dem erneut gescheiterten Versuch, mittels einer Ausstellung das Gegenteil zu beweisen, nur noch einmal frisch bestätigt wird. Die Ausstellung liegt in zentralen Aussagen und in vielen Details falsch.
Hier eine Auswahl:
- Die von der Ausstellung behauptete Übereinstimmung der Wehrmachtsführung mit dem NS-Staat entspricht nicht dem Erkenntnisstand der Wissenschaft.
- In der neuen Ausstellung fehlt trotz Anmahnung der von Jan Philipp Reemtsma eingesetzten Untersuchungskommission zur ersten Ausstellung fast jeder Hinweis auf den Widerstand der Wehrmachtsführung gegen den NS-Staat, an dem zahlreiche Offiziere in höchsten Positionen teilnahmen, darunter die Generalstabschefs Beck und Halder, der Oberbefehlshaber des Heeres Brauchitsch und auch die in der Ausstellung als Verbrecher dargestellten Generäle Wagner und v. Reichenau.
- In der Ausstellung fehlt auch in der Neufassung jeder Hinweis auf die sowjetischen Kriegsverbrechen an deutschen Soldaten und auf die Massenverbrechen des Sowjetregimes, denen in den Jahren zuvor Millionen Menschen zum Opfer gefallen waren.
184 S., Pb.