Die Zivilreligion der Bundesrepublik ergibt sich aus der Politisierung des Protestantismus nach 1945 und dem weitgehenden Ausschluß anderer Positionen. Die Ideologie der Opferpflicht hat alle gesellschaftlichen Institutionen durchsetzt und unseren politischen Jargon vergiftet.
480 S., geb.
Die Zivilreligion der Bundesrepublik ist ein gesellschaftliches Tabu. Ihre als Ergebnis der verunglückten Politisierung des Protestantismus aufgearbeitete Genese und ihr Gestaltgewinn als politischer Grundmythus der Republik zeigen, wie seit 1945 eine neue deutsche Staatsreligion herrscht: Sie erhält das Bewusstsein einer weltweit einzigartigen gesellschaftspolitischen Opferbereitschaft und Opferpflicht und sie kontrolliert dessen gesellschaftskulturelle Geltung durch den weitreichenden Ausschluss aller anderen Möglichkeiten und Meinungen.In einem jahrzehntelangen strategisch verfolgten Machtgewinn in Medien und Kultur, in Bildungsinstitutionen und Wissenschaft, in Kirchenstrukturen und Politik hat diese Zivilreligion alle Fragen nach dem Seins- und Sinngrund dieser deutschen Nicht-Nation in ihre Zuständigkeit genommen und eine religiöse Aufladung von Leitbegriffen des politischen Jargons in der Bundesrepublik erzeugt, deren Folgen hier erörtert werden.Diese Studie entmythologisiert die Anfänge des Experimentes Bundesrepublik und begründet, weshalb der 18. Oktober 1945 das geistige Gründungsdatum der Bundesrepublik geworden ist: An diesem Tag wurde in Stuttgart das System einer in allen wesentlichen politischen Hinsichten festgelegten Funktionseinheit von Religion und Staat in Gang gesetzt, aus der die neue deutsche Zivilreligion entstanden ist.