Es bleibt für mich eine Schlüsselfrage der historischen Betrachtung, besser zu erkennen, warum viele Menschen das System der SED-Herrschaft, der kommunistischen Diktatur, so lange mitgetragen haben. 40 Jahre lang haben sich Menschen mit einem System arrangiert, das ihre Freiheiten beschnitt und diejenigen, die sich nicht den Vorgaben der alleinherrschenden Partei unterordneten oder im mindesten das Notwendige mitspielten, unerbittlich und oft brutal, nicht selten tödlich verfolgte.
Mit seinen Erinnerungen an die Kindheit und Jugend im ostdeutschen Nachkriegs-Deutschland trägt Jens Motschmann genau zu dieser Spurensuche bei. Präzise und aufmerksam erzählt er chronologisch, wie er aus den Kriegswirren in die neu gegründete DDR hineinwächst und wie er sie erlebt. Ein gut sortiertes Familien-Archiv hilft ihm, an enorm viele Details aus diesen frühen Jahren seiner Biografie, aber auch der DDR zu erinnern.
Roland Jahn
Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen
165 S., Pb.