Michael Böhm

Alain de Benoist und die Nouvelle Droite

Ein Beitrag zur politischen Ideengeschichte des 20. JahrhundertsErscheint im Oktober 2008. Wir merken vor.

Titel kurzfristig lieferbar Artikelnummer: 90185
ISBN / EAN: 9783825817114
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Ein Beitrag zur politischen Ideengeschichte im 20. Jahrhundert

"Das Werk des französischen Rechtsintellektuellen Alain de Benoist ist in seinem Heimatland ebenso umstritten wie in der Bundesrepublik. Seinen Anhängern gilt er als brillanter und unkonventioneller Kopf, als ein Querdenker, der mit seinen Ideen ein Kontrastprogramm zu geläufigen Politikvorstellungen bietet und dabei nicht nur konsensli-berale Globalisierungsutopien entlarvt, sondern auch allen multikultu-ralistischen Europa-Szenarien eine deutliche Absage erteilt. Kritiker hingegen halten ihm vor, eine Apologie des Faschismus zu betreiben und deuten seine antimodernistischen Invektiven als verhülltes Be-kenntnis zu rassistischen und rechtsradikalen Positionen.

Aus solchen Antithesen führt das Buch von Michael Böhm heraus. Entstanden als Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Tech-nischen Universität Chemnitz, vermittelt es erstmals zusammenhän-gende Einblicke in das politische Denken von Alain de Benoist und beschreibt im Rahmen einer intellektuellen Biographie, unter welchen Rahmenbedingungen sich dieses Denken formte, worin sein Grundan-liegen besteht, und welche aktuellen politischen Aussagen es bereit-hält.

Michael Böhm rekonstruiert die Gedankenwelt seines Protagonisten vor dem Hintergrund des persönlichen Lebensweges und berücksich-tigt dabei den zeitgenössischen Strukturwandel der französischen Ge-sellschaft ebenso wie die ideengeschichtliche Entwicklung konserva-tiven Denkens zwischen Politischer Romantik und Konservativer Re-volution. Auf diese Weise gewinnt die Darstellung historische Tiefen-schärfe und begibt sich gleichsam in einen Dialog mit jenen Bestim-mungsfaktoren, die das Denken von Alain de Benoist maßgeblich mit-formten.

Die großen Themen im intellektuellen Leben des französischen Litera-ten – Modernisierung und Rationalität, Demokratisierung, Liberalisie-rung und Universalisierung – waren allesamt vorgegeben durch jenen Verlaufsprozeß, der Frankreich seit Anfang der 1930er Jahre von ei-nem noch weitgehend agrarisch dominierten Land in eine moderne.

Industrienation verwandelte. Böhm weist nach, daß Alain de Benoists Schriften in erster Linie einen Gegenentwurf zu den als katastrophal empfundenen Folgen dieses Prozesses offerieren. Das gilt nicht nur für seinen publizistischen Einsatz als nationalistischer Befürworter einer „Algérie française" Anfang der 1960er Jahre, sondern auch für seine Aktivitäten im Umfeld des „Groupement de récherche sur les études de la civilisation européene" – jenen seit den Tagen der „Ac-tion française" ersten und bis heute einzigen genuin rechtsintellektu-ellen Diskussionsclub in Frankreich, der sich 1968 formierte. Stets ging es Alain de Benoist um die Akzentuierung einer Gegenwelt, ei-ner „rechten Gegenkultur", die von ihm oftmals in bewußt provokan-ten Formen und rhetorischen Überspitzungen eingefordert worden ist.

Alain de Benoists heftige Aversion gegenüber den meisten Äuße-rungsformen der Moderne verdichtete sich seit den 1980er Jahren zu einem kohärenten Deutungsangebot, dessen Inhalte von Michael Böhm umfassend rekonstruiert werden. Dabei treten Leitmotive und Grundprinzipien der manchmal etwas kruden Gedankenführung des französischen Literaten klar zutage: Tragischer Heroismus als Lebens-form / eine anti-utilitaristische, stark ästhetisch grundierte Weltsicht / Liberalismuskritik und elitär konnotierte Ablehnung des Grundsatzes allgemeiner Gleichheit / Skepsis gegenüber dem Christentum und neuheidnisches Religionsverständnis / ein Oszillieren zwischen rassi-stischen Spekulationen und antirassistischem Engagement – das sind die problemanzeigenden Stichworte in Alain de Benoists Denken, und es sind zugleich leitende Gesichtspunkte in Michael Böhms Benoist-Interpretation.

Böhm präsentiert dem Leser seinen „Helden" als einen Intellektuellen eigener Art und grenzt sein Werk vor allem nach zwei Seiten ab: ge-gen den Konservativismus einerseits und gegen den Rechtsextremis-mus andererseits. Zwar findet auch er Berührungspunkte und Über-schneidungen mit beiden politischen Strömungen, erkennt jedoch kei-ne eindeutigen Kriterien für eine klare Zuordnung zu einem der beiden weltanschaulichen Lager. Alain de Benoist erscheint nach der Lektüre von Michael Böhms erfreulich unaufgeregter Erstlingsschrift vielmehr als das, was er auch seinem eigenen Selbstverständnis gemäß stets zu sein beanspruchte: ein im rechten politischen Spektrum zu verortender Autor, dessen Antworten auf die defizitären Erscheinungsformen der modernen Gesellschaft mancherlei Sprengstoff für aktuelle ideenpoli-tische Diskussionen liefern dürften." (Vorwort von Frank-Lothar Kroll)

320 S., geb.

 

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